Stadtsportbund Jena warnt vor Kahlschlag der Jenaer Sportlandschaft und fordert Alternativen
Statt das Jahr 2020 in gemütlicher Runde ausklingen zu lassen und auf das vergangene ungewöhnliche Sportjahr zurückzublicken, traf sich am Montagabend der Vorstand des Stadtsportbundes(SSB) Jena zu einer weiteren digitalen Sitzung.
Drei Tage vor Weihnachten gab es nur einen, dafür aber umso wichtigeren Tagesordnungspunkt, das Haushaltssicherungskonzept der Stadtverwaltung und den darin enthaltenen geplanten Kahlschlag der Jenaer Sport- und Vereinsförderung. Dem SSB fällt es schwer zu akzeptieren, weshalb im Bereich des Sports 70000€ im Jahr im vorliegenden Haushaltssicherungskonzept dauerhaft eingespart werden sollen. Geld, das nur den gemeinnützigen Sportvereinen in Jena zu Gute kommt und das den über 25000 Kindern, Jugendlichen, Frauen, Männern, Rentnerinnen und Rentnern, die in Jenaer Sportvereinen organisiert sind, schmerzlich fehlen wird.
Die Jenaer Sportfamilie konnte im Jahr 2020 den Auswirkungen der allgemeinen pandemischen Lage noch widerstehen, doch die Folgen in den ohnehin meist schlecht gefüllten Vereinskassen für die Jahre ab 2021 sind nicht absehbar. Es ist zu erwarten und es zeigt sich schon in den ersten Zahlen für 2021, dass die Mitgliedszahlen in den Vereinen dramatisch sinken werden. Geschlossene Sportanlagen motivieren niemanden, eine Vereinsmitgliedschaft abzuschließen, sondern eher aus dem Verein auszutreten.
Jetzt, da der organisierte Sport im zweiten Lockdown steckt, wird sich die finanzielle Situation der Vereine ganz sicher nicht verbessern. Wir müssen uns vor Augen halten, dass diese 70000€ bereits mehr sind, als die 117 Jenaer Sportvereine insgesamt an Projekt- und Pauschalförderungen erhalten. Diese betrug 2020 nur 63000€. Mit diesem Geld konnten von den Vereinen zum Beispiel dringend benötigte Sportgeräte angeschafft werden oder auch Stellen im Bundesfreiwilligendienst gegenfinanziert werden. Nicht jeder Verein hat die Mittel, solche Aufwände aus eigener Kraft zu stemmen und angesichts der schwierigen Lage der Vereine ist es jetzt das falsche Signal, ihnen diese Gelder zusammen zu streichen oder ganz zu verwehren.
Auch dem Stadtsportbund selbst wurden bereits Einsparungen bei der Fördersumme in Aussicht gestellt. Der SSB übernimmt gerade für die vielen kleinen Vereine wichtige Aufgaben in der Übungsleiterausbildung und der Vereinsberatung, organisiert Sportveranstaltungen an Schulen und für die kommunalen Kindertagesstätten und sorgt für die fachliche Aus- und Weiterbildung der Erzieher. Dadurch entlasten die vier hauptamtlichen Mitarbeiter die Vereine und kommunalen Träger, indem sie diese Leistungen bedarfsgerecht und effizient aus einer Hand allen unseren Partnern zur Verfügung stellen. Auch der SSB wird sich gegen Einsparungen zur Wehr setzen müssen, um dem Sport in Jena weiter eine starke Stimme geben zu können.
Angesichts des im Haushaltssicherungskonzept angegebenen Volumens von 850000€ für die Sportvereinsförderung erscheinen 70000€ geradezu wenig, müssen doch andere deutlich höhere Einschnitte hinnehmen. Hier darf man nicht außer Acht lassen, dass bei einem Großteil der darin enthaltenen Aufgaben gar kein Einsparungspotenzial besteht und sich die Suche bei den angestrebten Kürzungen nahezu zwangsläufig auf die Vereinsarbeit konzentrieren muss.
Wir rufen alle Stadtratsfraktionen dazu auf, dem Ausbluten der Jenaer Sportlandschaft mit aller Kraft entgegen zu wirken und sich persönlich zu engagieren, um sportverträgliche Alternativen bei den Einsparungen zu finden, die die tägliche Arbeit der Vereine nicht in Gefahr bringen.